
Barcelona — Stadt der Künstler
Da es nicht so einfach ist, nebem dem Job mehrmals drei Wochen am Stück Urlaub für eine Fernreise zu bekommen, sind Städereisen, wie ich finde, eine super Sache. Diesmal verschlug es mich nach Barcelona:
1. Tag — Ankunft in Barca
Ich lasse den Regen Hamburgs hinter mir und mache mich auf zum Flughafen. Barcelona heißt nun mein Ziel und nach nur 2,5 Stunden lande ich am Flughafen El Prat. Mit dem Taxi, welches man sich hier nicht selbst suchen muss, sondern vom Bodenpersonal zugewiesen bekommt, geht es nach einer 30-minütigen Fahrt zum Hotel. Der Check-In gestaltet sich als etwas mühsam. Der Rezeptionist scheint etwas überfordert zu sein. Nach einer kurzen Erfrischung geht es auch schon wieder nach draußen.
Ein Muss für jeden Touri, und daran kommt man wirklich nicht vorbei, ist die berühmt berüchtigte Rambla, die im Grunde genommen nichts weiter als eine 1km lange Fressmeile ist, jedoch durch die vielen Straßenkünstler etwas an Charme gewinnt. Man merkt schnell, dass sich hier das Leben abspielt, was nicht zuletzt an den zahlreichen Touristen liegt.
Das Hotel liegt unweit vom Hafen entfernt. Ein abendlicher Spaziergang führt mich vorbei an zahlreichen Segelbooten.
Mittlerweile ist es 21h. Der Abend ist sehr warm und angenehm. Barcelona schläft noch lange nicht. Das liegt möglicherweise auch an dem darauffolgenden Feiertag. Auf der Suche nach einem Restaurant hat man es bei der großen Auswahl nicht einfach. In jede Seitenstraße lohnt sich ein kleiner Schlenker. Vorbei an den Bars, Restaurants und Souvenierständen mache ich es mir draußen gemütlich und bestelle mir natürlich erst Mal einpaar Tapas. Die Auswahl ist auch hier groß. Allmählich macht sich der lange Tag bemerkbar und ich kehre zurück zum Hotel. Dabei durchquere ich auch einige Seitenstraßen, die ziemlich verwaist aussehen und mir nicht ganz geheuer sind. Später soll sich herausstellen, dass ich durch das Rotlichtviertel (El Raval, Barri Xino) geschlendert bin. Nun ja, es ist schließlich mein erster Abend.
2. Tag — Katalonien zeigt Flagge
Der zweite Tag empfängt mich mit Regen. Es sieht so aus, als wäre mir das Hamburger Wetter gefolgt. Ungewohnt kühl ist es. Ein Museumsbesuch steht also auf meinem Plan. Ich nutze heute den Barcelona City Tour Bus. Das Ticketsystem habe ich zwar immer noch nicht ganz verstanden, aber zumindest kommt man so von Spot zu Spot und kann beliebig oft aus– und wieder dazu steigen. Achtung, es gibt hier zwei verschiedene Busunternehmen. Die “Blauen mit dem Auge” und die “Roten mit der Sonne”. Im Endeffekt klappert aber jedes Unternehmen die Hotspots ab.
Es empfiehlt sich übrigens immer, sämtliche Tickets vor Ort zu besorgen und nicht im Hotel, da diese gerne mal einen Aufschlag nehmen. Da der Regen immer stärker wird, bleibe ich erst Mal im Bus sitzen und schaue mir die Sehenswürdigkeiten von hier aus an. Meine Fahrt endet im Zentrum Barcelonas, dem Placa Catalunya. Von hier aus schlage ich mich zu Fuß durch. Entlang der Av. Diagonal, eine der bedeutendsten Straßen Barcelonas, die quer durch die gesamte Stadt verläuft, komme ich an Gaudis Meisterwerken, der La Pedrera und der Casa Battlo, vorbei. Die Architektur hier im Bezirk Eixample entlang der Passeig de Gràcia sowie drum herum ist einfach einmalig und sehr kunstvoll gestaltet. Selbst ein KFC wird von außen aufgewertet.
Derweil versammeln sich um mich herum immer mehr Menschen geschmückt mit der katalanischen Flagge. Selbst die Hunde tragen Rot/Gelb gestreift. Da war doch was? Richtig, heute ist der 11. September 2013 (La Diada), ein Nationalfeiertag in Katalonien zu Ehren der verlorenen Schlacht durch die Belagerung der Stadt durch die Truppen Philipp V. Fernsehteams haben sich versammelt und berichten live vom Placa Catalunya, wo anscheinend eine große Kundgebung stattfinden wird.
Mein Weg führt mich abseits des Geschehens in das gotische Viertel, dem Barri Gòtic. Durch Zufall finde ich hier ein Dali Museum. Auf den ersten Blick wirkt es ziemlich klein und überschaubar, aber dem ist nicht so. Viele beeindruckende Werke des Surrealisten sind hier ausgestellt. Es lohnt sich, sich für jedes Bild etwas Zeit zu nehmen, zumal so viele Details zu entdecken sind. Nun gut, nach zwei Stunden bin ich durch und mache mich wieder auf den Rückweg.
Am Abend suche ich mir ein neues Restaurant. Wieder gibt es Tapas, diesmal noch besser als gestern. In kulinarischer Hinsicht hat Barcelona eine Menge zu bieten. Der Regen hat nun endlich aufgehört und ich genießen den einbrechenden Sommerabend.
3. Tag – Gaudis Meisterwerke
Das Wetter heute ist traumhaft. Bei sonnigen 26°C lädt der Tag zum ausgiebigen Sightseeing ein.
Auf meinem Plan steht zuerst die Sagrada Familia, Gaudis wohl berühmtestes Werk. Atemberaubend ragen die Kirchtürme der Basilika empor, geschmückt mit zahlreichen bunten Verzierungen. Eine einmalige Architektur. 1882 hat Gaudi mit seinem Werk begonnen. Bis heute ist dieses nicht fertiggestellt. Das erklärt auch die Kräne und die drum herum stattfindenden Bauarbeiten, die das schöne Bild zerstören. Einmalig ist auch die Lage der Basilika. Sie liegt mitten in der Stadt, fast wahllos dort platziert. Es gibt keinen großen Platz drum herum, wie beispielsweise beim Kölner Dom oder der Notre Dame in Paris.

Die Menschenmessen verdichten sich und die Schlange reicht nun zweimal um die Sagrada herum. Ich will meinen Tag nicht mit Anstehen verbringen und fahre stattdessen weiter zum Park Güell. Dieser im Jahre 1900–1914 angelegte Park trägt ebenfalls Gaudis Handschrift. Das lässt sich schon im Eingangsbereich erkennen. Die Haupttreppe wird von den „Zuckergusstürmen“ der Pförtnerhäuser umrahmt.
An dem berühmten Fontänen-Salamander vorbei geht es hinauf zum Sala Hippostila und weiter zu einer großen Terrasse, die einen schönen Blick auf Barcelona erlaubt.
Überall wo man hinschaut finden sich die für Gaudi typischen Mosaiken. Bunt und prächtig verziert geben sie diesem Park eine einmalige Note. Inmitten dieser Idylle findet sich dann auch Gaudis ehemaliges Wohnhaus wieder. Der Mann hatte Geschmack.
Am Nachmittag fahre ich weiter zur Barceloneta, der Strandpomenade. Viele Fahrradfahrer sind hier unterwegs, die, wie mir aufgefallen ist, alle irgendwie nicht wirklich fahren können. Ein kleiner Sportplatz erinnert an die Muckibuden am Venice Beach. Zum Ausklang gönne ich mir ein leckeres Essen am Strand. Der Wind tut gut. Leider fährt der Bus nicht zurück zum Hotel, so dass ich einen Fußmarsch in Kauf nehme. Aus einer erwarteten halben Stunde wurden dann knapp drei. Ich bin erledigt für heute.
4. Tag — Die orangene Route
Mit dem Bus fahre ich heute den Westen der Stadt ab. Am Fundacio Miro mache ich Halt und spaziere von hier zu Fuß zum Jardins de Miramar, einer riesigen Parkanlage, in der man sich ganz schnell verirren kann. Dafür bietet die Plattform einen tollen Blick auf Barcelona. Eigentlich fast noch besser als im Park Güell.
Von hier aus gehe ich weiter zum MNAC, dem Museo Nacional d’art de Catalunya. Das Wetter ist allerdings auch heute wieder viel zu schön, um den Tag im Museum zu verbringen, weshalb ich den Komplex von außen bewundere. Das MNAC befindet sich auf einer Anhöhe. Die Stufen führen mehrere 20m nach unten und umrahmen einen großen Brunnen. Am Abend werden hier die Wasserlichtspiele aufgeführt.
Über die Placa d’Espanya geht es weiter zum Stadion des FC Barcelonas. Hier mache ich einen kurzen Halt. Leider kann das Stadion heute nicht besichtigt werden, sondern nur das Museum. So fußballbegeistert bin ich dann doch nicht. Mit dem Bus fahre ich weiter zur Av. Diagonal und schlendere erneut zur La Pedrera, Gaudis Meisterwerk, fertiggestellt im Jahre 1910. Das Gebäude beherbergt eine Ausstellung über den Künstler. Die wellenförmige Fassade macht dieses zu einem architektonischen Highlight.
Auch die Casa Batlló nehme ich heute nochmal mit. Auch hier konnte Gaudi seiner Kreativität freien Lauf lassen. Das Dach, bestehend aus farbenfrohen Keramikplatten, erinnert an Fischschuppen. Die Balkone könnte man für Fischgräten halten.
Insofern kann die Av. Diagonal neben den zahlreichen, für mich eher uninteressanten, Einkaufsmöglichkeiten mit diesen Highlights definitiv aufwarten.
5. Tag — Enge Gassen
Das Wetter meint es gut mit mir. Mitten im September zeigt das Thermometer sommerliche 26°C. Ich werde Barcelona also heute nur zu Fuß erkunden. Den Anfang macht die La Boqueria, ein Markt, der von der Rambla abgeht. Hier gibt es alles, was Herz und Zunge begehrt zu sehr günstigen Preisen.
Hervorheben kann ich die frisch gepressten Säfte. Ob Kokos, Mango, Melone oder ein Mix aus allem, für jeden ist was dabei. Frisches Obst bekommt man hier in Schälchen für einen Euro.
Wer Lust auf einen Snack oder ein Frühstück hat, sollte vorbeischauen. Der Markt hat natürlich noch mehr im Angebot. Hier reiht sich der Fleischer gleich neben den Fischhändler, der gegenüber vom Süßwarenverkäufer steht. Das Fotografieren kann hier problematisch sein. Einige Stände haben in ihren Theken Verbotsschilder ausgestellt. Wieder andere Verkäufer wedeln mit der Hand, wenn jemand die Kamera zückt. Ich würde in jedem Fall immer vorher fragen.
Nach einer kleinen Stärkung im Restaurant Egipte (sehr zu empfehlen, da es direkt vom Markt beliefert wird) besuche ich die La Catedral von Barcelona im Gotic Viertel. Sie liegt etwas versteckt und man staunt nicht schlecht, wenn die riesigen Türme zwischen den Gassen emporragen. Der Eintritt ist hier frei.
Die Innenarchitektur ist sehr schön anzusehen und stimmungsvoll fällt das Sonnenlicht durch die Kirchenfenster und hüllt die Decke in ein warmes Licht.
Auf der linken Seite des Kirchenschiffs eröffnet sich eine weitere Halle. Inmitten dieser Halle ragen einige Bäume gen Himmel empor und umrahmen einen kleinen Teich, der von Enten und Gänsen beherberg wird. Kurios, so etwas in einer Kathedrale zu finden.
Vor der Kathedrale gibt es einen Büchermarkt mit zahlreichen Ständen (überhaupt hat Barcelona irre viele Buchgeschäfte vorzuweisen). Auf kleinen Bühnen werden Lesungen, Vorträge und Diskussionen gehalten.
Mein Weg führt mich anschließend weiter zum Künstlerviertel El Born. Hier reihen sich zahlreiche kleine Geschäfte und Boutiquen aneinander, die Kunsthandwerk, Antiquitäten und Kitsch (ein Laden hier heiß wirklich so) verkaufen. Der Bezirk ist international geprägt, so dass hier auch viele Restaurants und Bars zu finden sind, die beispielsweise senegalesisches, indisches oder vietnamesisches Essen servieren. Ein perfektes Plätzchen also, um den Abend bei leckerem Essen ausklingen zu lassen.
6. Tag — Verirrt
Mein letzter Tag beginnt mit Regen.
Perfektes Wetter also, um ins Museum zu gehen. Die Werke Picassos möchte ich mir unbedingt noch ansehen. Das Museum befindet sich ebenfalls im Bezirk El Born und ich bin am Vortag daran vorbeigelaufen. Irgendwie schaffe ich es trotzdem, mich so sehr zu verlaufen und in den vielen engen Gassen zu verirren, dass im Flug mal so eben 4 Stunden vergangen sind.
Das macht aber nichts, da überall etwas zu entdecken ist. In den zahlreichen kleinen Geschäften halte ich mich zuerst auf. Überall sind Straßenmusiker zu finden, die eine tolle Atmosphäre schaffen. Ich finde auch ein kleines Künstlerviertel, wo einige Maler ihre Werke präsentieren. Außerdem findet gerade ein kleines Straßenfest statt. Musiker spielen auf der Bühne und einige Einwohner haben sich in Kreisen zusammengestellt und tanzen.
Ich mache es mir in einem Café bequem, um mich auszuruhen, und lausche derweil einer Cellistin. Anschließend mache ich mich auf den Weg zum Museum. Nachdem ich mehrmals in die Irre geführt wurde, kann mir eine Ladenbesitzerin endlich weiter helfen. Die Schlange ist irre lang, doch diesmal warte ich. Glücklicherweise geht es ziemlich schnell voran und nach 20mim bin ich schon drin. Neben der gesamten Kollektion ist das barocke Gebäude selbst schon sehenswert. Die Ausstellung ist leider nur sehr klein gehalten, was den Eintrittspreis nicht wirklich rechtfertigt, aber gelohnt hat es sich trotzdem. Übrigens ist der Eintritt jeden ersten Sonntag im Monat ab 15:00h frei. Die Zeit ist mittlerweile so schnell vergangen. Ein letztes Mal schlendere ich über die Rambla und sauge die letzten Erinnerungen auf, bis ich morgen in Ruhe mein Fazit zu dieser Reise aufschreiben kann.
7. Tag — Hamburg hat mich wieder, Fazit
Heute ist mein letzter Tag und meine Maschine fliegt bereits am Vormittag. Mit dem Aerobus gelangt man super günstig für gerade mal 6,00 € zum Flughafen. Die Busse fahren alle 5-10min. vom Place de Catalunya ab. Wenn man bedenkt, dass man bei einer Taxifahrt zum Flughafen gerne mal draufzahlen muss und plötzlich bei 50,00 € liegt, ist das eine sehr gute Alternative. Auf dem Rückflug mache ich mir meine ersten Gedanken zu dieser Reise. Die Tatsache, dass ich mich auf Hamburg freue zeigt mir, dass Barcelona mich nicht voll und ganz überzeugen konnte, aber von vorne:
Barcelona hat vieles zu bieten. Diese Stadt schläft nicht und das Leben spielt sich auf den Straßen ab. Barcelona besitzt eine Fülle von kulinarischen Highlights und folgt keiner Gradlinigkeit, sondern ist ein Mix aus Alt und Neu, aus architektonischer Vielfalt, Antike und Moderne. Was mir bei dieser Reise jedoch gefehlt hat, ist die Einzigartigkeit. Ich vermisse das gewisse Extra, dass ich nur hiermit in Verbindung bringen kann und woran ich mich gerne zurückerinnere. Mir fallen hierzu einzig die Arbeiten Gaudis ein. Er hat diese Stadt durch seine einzigartigen Bauwerke und Ideen geprägt. Barcelona hat viele schöne Ecken zu bieten, die aber oftmals durch ein daneben liegendes Kaufhaus, Fastfoodketten oder Supermärkte gewaltig an Charme verlieren, was ich sehr schade finde. Nichtsdestotrotz hat sich der Trip gelohnt. Kulturinteressierte kommen ebenso wie Strandgänger und Shoppingliebhaber auf ihre Kosten.
In diesem Sinne möchte ich meinen Bericht mit einem Zitat beenden:
Antoni Gaudí
“Jedes Kunstwerk muss verführerisch sein und wenn die Eigenschaft der Verführung verloren geht, um zu original zu sein, schon gibt es kein Kunstwerk.”